Die Vorteile von Glas gegenüber Plastik

Untertitel: Wie Glasrecycling geht und warum es so nachhaltig ist
Glas wird immer als nachhaltige Alternative zu Plastik promotet, ähnlich wie Papier. Jährlich werden alleine in Deutschland circa zwei Millionen Tonnen Altglas eingesammlt und recycelt. Aber aus welchen Gründen sind Verpackungen aus Glas soviel nachhaltiger? Wie sieht der Recyclingprozess aus? Wie steht es mit Transportwegen und den damit verbundenen Emissionen? Und welche Rolle in der Rechnung spielen eigentlich Pfandgläser? Auf diese Fragen wollen wir heute Antworten finden.
Zunächst will ich aber ein paar Grundlegende Dinge klären. Nämlich wie Recycling von Glas eigentlich richtig geht, also was in welchen Container kommt und welche Glassorten gar nicht hinein sondern in den Hausmüll gehören.
Im Nachhaltigkeits 101 habe ich die wichtigsten Tipps zusammen gefasst
mit denen jeder starten kann.
Das Nachhaltigkeits 101Zum Download
Was gehört in den Container?
Ist doch eigentlich ganz einfach, dachte ich. Braun zu braun, grün zu grün und weiß zu weiß. Tja, allerdings ist es manchmal schwierig die Farben unterscheiden zu können. Oftmals haben Flaschen eher ein grün-bräunliches Glas. Oder was ist beipielsweise mit andersfarbigem Glas, das blau oder rot ist?
Also, hier ein paar Regeln:
- Rotes oder blaues Glas gehört zum Grünglas. Dieses kann den größten Anteil an andersfarbigem Glas aufnehmen und trotzdem noch zu grünem Glas wiederverwertet werden. Bei weißem und braunem Glas ist das schon schwieriger.
- Die Deckel gehören eigentlich getrennt von den Gläsern in den Gelben Sack, können aber auch mit in den Glascontainer gegeben werden. Sie werden von Maschinen raussortiert.
- Wirklich sicher kommen nur Flaschen, Konservengläser oder andere Glasverpackungen in die Container. Viele andere Dinge wie Trinkgläser, Bleiglas oder Blumenvasen gehören nicht hinein. Infos dazu was ins Altglas gehört hat der Grüne Punkt zusammengestellt.
- Auf dem Glas sind Symbole zu finden, die angeben, in welchen Container das Glas entsorgt werden muss. 70 steht dabei für farbloses oder weißes Glas, 71 für grünes Glas und 72 für braunes Glas.

Entgegen einem häufigen Mythos, wird das Glas, wenn die Container geleert werden, nicht einfach wieder zusammen geworfen. Der LKW hat drei Abteile, eines für Weiß-, eines für Grün- und eines für Braunglas.
Also alles eigentlich relativ einfach. Aber was sind nun genau die Vorteile von Glasrecycling gegenüber Plastikrecycling?
Wie funktioniert Glasrecycling
Wenn das Altglas eingesammelt und mit dem LKW zum Recyclinghof gebracht wurde, kann es losgehen. Dabei werden zunächst grobe Verunreinigungen aussortiert, teils durch den Menschen und teils mit Maschinen. Denn, glaube es oder nicht, es landet sehr viel mehr als nur altes Glas in den Containern, wie beispielsweise Plastikverpackungen oder Porzellan. Aber auch Fehlwürfe werden korrigiert. Das ist wichtig, denn wenn nur zwei grüne Flaschen auf eine ganze Tonne Weißglas übrig bleiben, kann dieses nicht verwertet werden.
Außerdem werden natürlich die Deckel aussortiert und die Gläser durch Waschen von ihren Etiketten befreit. Danach wird alles geschreddert und ein Scanner sortiert andersfarbige Scherben aus. Zum Schluss folgt noch eine letzte Kontrolle mit dem menschlichen Auge, um nicht erkannte Fremdkörper rauszufiltern, denn diese dürfen zum Schluss nur 20% der Gesamtmenge ausmachen. Danach geht das Glas ins Glaswerk wo es eingeschmolzen und wieder zu neuen Verpackungen verarbeitet wird.
Dort werden dann die Scherben des Altglas mit Sand, Soda und Kalk zusammengemischt und eingeschmolzen. Je nachdem welche Glasfarbe erzielt werden soll, werden auch noch weiteren Zutaten untergemengt. Dabei reichen kleinste Mengen Eisen (nicht in der Reinform, sondern vorhanden in anderen Stoffen) aus, um beispielsweise Grünglas zu erzeugen.
Wieso Glas so nachhaltig ist
Bei neuem Glas kann der Anteil von Altlgas bis zu 90% betragen. Außerdem spart das Recycling Energie und das nicht zu knapp. Die Scherben des Altglas brauchen ca. 50% weniger Energie, weil sie schneller Schmelzen als die Bestandteile, aus denen neues Glas gefertigt wird (600°C gegenüber 2000°C). Das wiederum spart Energie und Emissionen an CO2 und Stickoxiden.
Hinzu kommt, dass Glas beliebig oft wieder eingeschmolzen werden kann. Es ist zu 100% recycelbar und das immer und immer wieder. Hier in Deutschland kommen wir bei Glas auf eine Recyclingquote von 90%, was schon sehr beachtlich ist, wie ich finde. Deshalb gilt das Recycling von Glas auch als erste Form der Kreislaufwirtschaft, in der ein Materialkreislauf geschlossen wird und so Ressourcen und Energie gespspart werden.
Hinzu kommen wie ich finde sehr wichtige weitere Faktoren. Zum Beispiel reagiert Glas nicht mit dem Inhalt, den es Verpackt und gibt auch keine Stoffe ab - anders als Plastik. Und genau das ist auch das Geheimnis, warum es zu 100% recycelbar ist.
Außerdem gibt es dann noch die Mehrweggläser und -flaschen, wie sie für Getränke, Joghurt oder Milch im Umlauf sind. Diese sind sogar doppelt nachhaltig. Ein Mehrwegglas kann bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden und ist im Schnitt sechs Jahre im Umlauf. Wenn es dann irgendwann zu weit abgenutzt ist, wird es recycelt. Das heißt es wird wieder eingeschmolzen und ein neues Mehrwegglas entsteht.

Normale Verpackungen aus Plastik haben im Vergleich dazu nur eine Recyclingquote von rund 46.7%. Und auch die Einweg PET Flaschen haben keinen großen Vorteil, denn sie werden nicht neu befüllt, sondern geschreddert und dann eingeschmolzen (bei etwa 250°C). Durch Verfärbungen können daraus oft aber keine durchsichtigen Flaschen mehr produziert werden und so müssen sie für andere Güter herhalten.
Transportwege
Ein Punkt, der mich persönlich schon immer interessiert hat, war die Auswirkung des Gewichts auf die Emissionen, die Glas beim Transport erzeugt. Viele genaue Zahlen habe ich hier nicht gefunden, dafür aber einige Aussagen, die die Tendenz deutlich machen.
Nun, zuerstmal geht es ja um die Transportwege beim Recycling an sich. Da stellt sich raus, dass Glasrecycling und -produktion etwas sehr lokales ist. 70% der Rohstoffe kommen aus einem Umkreis von weniger als 300 Kilometern, die fertigen Produkte werden zu mehr als 50% in einem Umkreis von maximal 300 Kilometern ausgeliefert. Das hört sich schonmal recht gut an und spart jede Menge Emissionen, die bei weiteren Transportwegen verursacht werden würden.
Hinzu kommt außerdem, dass Altglas gegenüber den Rohstoffen für neues Glas günstiger zu transportieren ist, da es aus der Region kommt, wo es eingesammelt wird.
Zu den Emissionen, die bei Lieferungen von ferig verpackten Produkten entstehen, habe ich leider nicht viel gefunden. Aber bei Plastikflaschen mit Pfand ist der Transportweg oft weiter, da sie meist in einer zentralen Anlage abgefüllt werden. Wasser in Glasflaschen stammt oft aus der Region. Normale Kunststoffverpackungen ohne Pfand, werden zum Aufarbeiten außerdem oft nach China verschifft. Über die Ökobilanz von diesem Transportweg müssen wir glaube ich nicht weiter sprechen.

Zusammenfassung
- Es werden zwei Millionen Tonnen Altlgas pro Jahr in Deutschland gesammelt
- 2 grüne Flaschen können eine Tonne weißes Glas ruinieren -> also immer schön richtig einwerfen
- Porzellan, Bleiglas, Kristallglas und Trinkgläser gehören nicht in die Container
- Der Altlgasanteil kann in neuem Glas bis zu 90% betragen
- Recycling von Altglas spart 50% Energie in der Verarbeitung sowie CO2 und Stickoxide
- Altglas ist zu 100% verlustfrei recycelbar
- In Deutschland kommen wir bei Glas auf eine Recyclingquote von circa 90%
- Pfandflaschen und -gläser können bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden. Danach werden sie eingeschmolzen und als neue Mehrweggläser in Umlauf gebracht.
- Beim Glasrecycling liegt ein Großteil der Transportwege im Umkreis 300 Kilometern.
Wenn du also Glass Verpackungen kaufst - egal ob Mehrweg oder Einweg - dann ist das quasi aktiver Umweltschutz. Ich finde, da kann man sich schonmal auf die Schulter klopfen.
Ich hoffe ich konnte dir einen Eindruck davon verschaffen, was Glas so besonders macht und wie du durch den Kauf und das Wiederverwerten von Glasverpackungen der Umwelt etwas Gutes tust. Also ich fand das alles sehr spannend und fühle mich in der Nutzung von Glas bestärkt.
Mach es gut und bis zum nächsten Mal,
- Sarah
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