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Coffee-to-go Becher: Ein Pfandsystem

Kategorie Zero Waste

Untertitel: Die nachhaltige Alternative zum Plastikbecher

Seit ich versuche Zero Waste zu leben und meinen Müll immer weiter zu reduzieren, kommt mir oft der Gedanke, dass in vielen Bereichen ein Pfandsystem eine einfache und ökologische Lösung wäre. Damit meine ich natürlich Mehrweg, denn Einwegpfand ist eine zwar nicht sinnfreie Erfindung gewesen, aber auch nicht des Rätsels Lösung.

Wieso also kann ich nur manche Milchprodukte im Glas kaufen, aber keine Butter. Wieso sind Ölflaschen und Weinflaschen vom Pfand ausgenommen? Und wieso nur kann es keine mehrfach verwendbaren Coffee-to-go Becher geben? Immer wieder plagen mich diese Gedanken und tauchen ständig auf, wenn ich einkaufe oder in der Stadt unterwegs bin.

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Im Nachhaltigkeits 101 habe ich die wichtigsten Tipps zusammen gefasst mit denen jeder starten kann.

Cover des PDF-Downloads 'Das Nachhaltigkeits 101'

Natürlich ist mir klar, dass es Lösungsansätze gibt und einige junge Entrepreneure schon lange an Mehrwegsystemen tüfteln, die robust, leicht zu reinigen und am besten noch biologisch abbaubar sind. Das finde ich super! Aber diese müssen leider auch ihren Weg in die freie Wirtschaft und in die Hand/Einkaufstasche des Konsumenten finden. Letztens bin ich dann bei Twitter über einen Artikel zu diesem Thema gestolpert und habe erfahren, dass sich in Hamburg einige Cafes zusammengetan haben, um ein Mehrwegsystem einzuführen. Das ist natürlich ein wirklich tolle Sache, denn wenn einige mal anfangen, ziehen viele nach.

Was ist an Einwegbechern eigentlich so schlimm?

Was genau ist jetzt eigentlich so schlimm an den Bechern? Ich denke das fragen sich viele und auch ich habe bis vor nicht so langer Zeit gedacht, dass diese Becher nur aus Papier bestehen. Nun mal davon abgesehen, dass die Verschwendung von Papier auch nicht so eine gute Idee ist, war das verdammt naiv. Diese Becher sind von Innen beschichtet: und zwar mit Kunststoff! Es gibt sie in sehr vielen Varianten, die alle entweder beschichtet sind oder ganz aus Kunststoff bestehen. Hinzu kommt noch, dass man (sind wir mal ehrlich) immer noch einen Deckel drauf packt und vielleicht auch noch ein Plastikstäbchen zum Umrühren verwenden. Hinzu kommen bei Bedarf noch Becherhalter, Papiermanschetten und natürlich die kleinen Tütchen und Kapseln in denen Zucker und Milch kommen. Was für eine Ressourcenverschwendung! Eine grobe Übersicht kannst du dir durch diese Auflistung verschaffen.

Und jetzt noch ein paar Fakten, die einen wirklich umhauen können. Pro Jahr werden sage und schreibe 2,8 Milliarden Einweg-Kaffeebecher alleine in Deutschland verbraucht. Das sind 7,6 Millionen am Tag und 320.000 in der Stunde! Und für den Jahresverbrauch hier in Deutschland müssen 43.000 Bäume gefällt werden. Wenn dir das nicht so viel vorkommt, dann versuch das ganze mal in den globalen Kontext zu setzen. Wie viele Bäume werden wohl jährlich gefällt, nur damit wir unseren Kaffee auf den 10-Minuten-Weg zur Arbeit trinken können? Das Papier der Deutschen Umwelthilfe bringt es hier auf den Punkt: DAS ist nicht ressourceneffizient, egal aus welchem Material die Coffee-to-go Becher hergestellt werden.

Außerdem werden noch andere Ressourcen wie Energie oder Erdöl benötigt. Alles in allem frisst unser jährliche Konsum an Einweg-Kaffeebechern 64.000 Tonnen Holz aus denen 29.000 Tonnen Papier hergestellt werden. Recyceltes Material wird nur sehr selten verwendet. Hinzu kommen 1,5 Milliarden Liter Wasser, 15.000 Tonnen Polethylen für die Beschichtungen sowie 9.400 Tonnen Polystyrol für die Deckel. Um diese Mengen an Kunststoffen herstellen zu können, werden wiederum 22.000 Tonnen Rohöl benötigt. Außerdem fallen für die Papierproduktion noch 320 Millionen kWh an Energie an, womit man ein Jahr lang 100.000 Haushalte versorgen könnte. On top kommen dann nochmal 111.000 Tonnen an CO2-Emissionen, die durch den Herstellungsprozess verursacht werden. Diese Zahlen sind wirklich der Hammer!

Ich finde Coffee-to-go Becher sind ein sehr gutes Beispiel dafür, was wir für eine verschwenderische Spezies sind, allein wenn es um die Produktion unserer Luxusgüter geht. Wenn wir Coffee-to-go Becher nämlich mal mit den ach so teuflischen Plastiktüten vergleichen, dann wird einem ganz anders. Die bösen Plastiktüten werden im Schnitt nämlich ganze 10 Minuten länger verwendet als die Becher, nämlich 25 Minuten anstelle 15 Minuten. Das ist einfach verrückt!

Aber die Entsorgung spielt auch noch eine entschiedene Rolle. 40.000 Tonnen Müll entstehen jährlich in Deutschland durch Kaffeebecher und die meisten davon landen in einem öffentlichen Mülleimer. Leider wird alles aus solchen Mülleimern direkt der Verbrennung zugeführt, da sich ein Sortieren nicht lohnt (wirtschaftlich gesehen).

Selbst wenn die Becher beispielsweise im Gelben Sack oder Papiermüll entsorgt werden würden, sieht die Ausbeute eher schlecht aus. Kunststoff und Papier können meist nur schwer voneinander getrennt werden, was zu einem enormen Verlust an Rohstoffen führt. Zunehmend werden auch Becher mit einer Beschichtung aus Bio-Kunststoff angeboten. Diese landen aber meist nicht in der Biotonne und wenn doch, dann können sie beim Recycling nicht von herkömmlichen Bechern unterschieden werden und verrotten wenn nur sehr langsam. Das alles kannst du übrigens bei der Deutschen Umwelthilfe nachlesen.

Coffee-to-go Becher Mehrwegstyle

Mit der richtigen Infrastruktur und den richtigen Ideen kann man tolle Alternativen zu den üblichen Einwegprodukten finden, ohne das uns Luxus abhanden kommt. Deshalb freue ich mich besonders über das Testen der Becher Treecup in Hamburg, Just swap it in Berlin und reCup in Rosenheim.

Das Prinzip ist so einfach wie es genial ist und für uns Deutsche, die sowieso schon mit Pfand vertraut sind, dürfte es nicht so schwer sein, damit warm zu werden. Wenn man sich einen Kaffee bestellt, kauf man einen Becher für 1 € - 1,50 € dazu. Dazu gibt es extra ein Mundstück, was auch nur um die 1,50 € kostet. Wahlweise gibt es auch noch eine Manschette, die die Hände gegen Hitze schützt. Diese behältst du aber genau wie das Mundstück. Der Becher wird dann beim nächsten Cafebesuch oder auf dem Weg bei einem anderen Cafe abgegeben und du bekommst dein Geld zurück. Der Becher wird dann gereinigt und kann dann weiter verwendet werden. In Rosenheim und Berlin ist es glaube ich so, dass mein seinen Becher selber reinigen muss.

Eine Übersicht der Anbieter

Leider ist mir beim Besuchen der Seite von reCup aufgefallen, dass diese Becher aus Plastik gefertigt sind und momentan nur mit einem Einwegdeckel zu haben sind. Das finde ich persönlich inkonsequent. Nichtsdestotrotz ist es ein Anfang.

Besonders interessant finde ich den Treecup vom Hersteller NOWASTE, der in Hamburg getestet wird. Er ist zwar aus einer Art Bioplastik hergestellt (so genau kann man das auf der Website aber nicht einsehen) und ist meiner Meinung nach der vielseitigste. Das ist ein großes Plus, denn er kann für jedes Unternehmen anders gestaltet werden und bringt einen Deckel aus Silikon sowie Filz-Manschetten mit sich. Außerdem ist er stapelbar, leicht, robust und spülmaschinenfest. Damit erfüllt er alle Vorteile, die auch handelsübliche Coffee-to-go Becher haben.

Um längen besser als reCup finde ich auch die Becher von Just swap it. Diese werden aus Baumbusfasern hergestellt. Das ist eine tolle Idee, denn Bambus ist ein sehr schnell wachsender Rohstoff, der wenig Pflege benötigt und rund um die Uhr geerntet werden kann. Zudem gibt es einen Silikondeckel und verschiedene Größen. Dieser Becher ist meiner Meinung nach der nachhaltigste.

Was man jetzt schon tun kann

Auch in den Städten, in denen es solche Aktionen noch nicht gibt, kann man schon Anregung schaffen. Nimm einfach deinen Thermobecher, ein Glas oder irgendein Behältnis mit, in das du dir deinen Kaffee oder Tee abfüllen lassen kannst. Ketten wie Starbucks bieten das an und geben sogar einen kleinen Rabatt an. Zudem spart das auch noch Geld und so gut wie jeder hat doch irgendwo einen Thermobecher rumlungern, oder? Außerdem ist es wichtig die großen Ketten und auch kleiner Läden auf die Nachfrage nach einer nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen Bechern aufmerksam zu machen.

Ich hoffe, das dies der Anfang eines Umdenkens ist, besonders was to-go Produkte angeht. Kennst du noch Initiativen, die sich um ein Mehrweg- oder Pfandsystem in verschiedenen Bereichen bemühen? Wie holst du dir deinen Kaffee, oder trinkst du ihn immer gemütlich im Sitzen? Lass einen Kommentar da. Bis dahin,

- Sarah

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