Zum Hauptinhalt springen

Ist der Diesel wirklich so schlecht wie alle immer sagen?

Kategorie Nachhaltigkeit | Kategorie Klima

Untertitel: AKA: Ist ein Diesel-Fahrverbot wirklich die Lösung?

Sicherlich hast du es auch schon mitbekommen: Es soll Fahrverbote für Diesel in Städten geben, weil diese angeblich echte Dreckschleudern sein sollen. Angefangen hat das ganze mit dem VW-Skandal. Jedenfalls habe ich mich seit Anfang der Debatte immer wieder gefragt, warum ausgerechnet der Diesel so schlecht für die Umwelt sein soll und was einen Benziner so viel besser macht.

Diese und ein paar weiter Fragen werde ich dir (und mir) in diesem Blogpost beantworten.

Das Nachhaltigkeits 101Zum Download

Im Nachhaltigkeits 101 habe ich die wichtigsten Tipps zusammen gefasst mit denen jeder starten kann.

Cover des PDF-Downloads 'Das Nachhaltigkeits 101'

Abgase

Zuallererst gucken wir uns mal an, was motorisierte Fahrzeuge für Abgase ausstoßen.

Neben Kohlenmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2) sind besonders noch Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffdioxid (NO2), unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC) und Feinstaub belastend für Mensch und Umwelt.

Oft wird im Allgemeinen von Stickoxiden gesprochen, was dann mit der Formal NOx bezeichnet wird. Stickstoffdioxid ist aber das Gas, das in den größten Mengen in Abgasen vorkommt.

Warum sind diese Gase so gefährlich?

Kohlenmonoxid ist in geringen Mengen ungiftig, in höherer Dosierung allerdings kann es sich toxisch auf die Atemwege, das Herz und das Zentrale Nervensystem auswirken. Außerdem beschleunigt es den Treibhauseffekt.

Kohlenstoffdioxid, kennt man ja, ist bekannt für die Beschleunigung des Treibhauseffekts. Außerdem ist es in hoher Konzentration hochgiftig und kann zu Kopfschmerzen und Schwindel sowie in letzter Konsequenz zum Atemstillstand führen. Zu solch hohen Konzentrationen kommt es in der Luft aber nicht.

In besonders großen Mengen werden unverbrannte Kohlenwasserstoffe von Zweitaktmotoren ausgestoßen, können aber auch von Viertakt-Motoren ausgestoßen werden. Es kann sich dabei um ganz unterschiedliche Substanzen handeln, die teils schädlich für die Atemwege oder die Umwelt sein können, teils ungefährlich sind.

Eine hohe Konzentration von Schwefeldioxid in der Luft führt zu saurem Regen, der sich negativ auf Pflanzen, Tiere und Gewässer auswirkt.

Feinstaub wird nicht nur von Fahrzeugen ausgestoßen sondern entsteht auch durch Abrieb von Reifen, Straßenbelägen, Bremsen oder Katalysatoren. Es handelt sich dabei um so kleine Partikel, dass diese problemlos in die Lunge eindringen können und so zu Asthma oder Lungenkrebs führen.

Und jetzt kommt der Hammer: Stickstoffdioxid. Es ist extrem giftig, kann zu Lungenödemen führen, begünstigt die Bildung von Ozon in der Atmosphäre und wirkt sich 300 Mal stärker auf das Klima aus als CO2.

Hinzu kommen natürlich noch Lärmemissionen, die die Umwelt und die Bevölkerung, besonders in den verkehrsreichen Städten, ebenfalls stark belasten.

Welche Fahrzeuge stoßen was aus?

Neben normalen PKW, die entweder mit Benzin, Diesel, Erdgas, einem Hybridantrieb oder Strom fahren, gibt es natürlich auch noch Busse (meistens Diesel, teils Strom), Straßen- und U-Bahnen (Strom), LKW (Diesel) und Zweiräder (Zweitakter oder Fahrräder).

Benzinmotoren stoßen häufig eine große Menge an Kohlenmonoxiden und Kohlendioxiden und auch unverbrannte Kohlenwassertsoffe aus. Dafür aber kaum Feinstaub und auch weniger Stickstoffdioxid im Vergleich zu Dieselmotoren.

Dieselfahrzeuge wiederum stoßen sehr viel mehr Stickstoffdioxid und Feinstaub aus als Benziner. Aber dafür haben Diesel auch einen geringeren Ausstoß an Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und unverbrannten Kohlenwasserstoffen.

Kohlenmonoxid wird oft zu einem großen Teil durch den Katalysator herausgefiltert. Allerdings wird zum Schutz des Katalysators vor Überhitzung eine gewisse Übermenge an Kraftstoff eingeführt, die dazu führt, dass das Kohlenmonoxid nicht vollständig verbrannt wird. So zeigen Fahrzeuge mit Katalysator bei aggressiver Fahrweise einen deutlich höheren Ausstoß an Kohlenmonoxid, als vom Hersteller angegeben (siehe Energie-Lexikon: Ottomotor Abschnitt Abgase).

Ein Katalysator kann zudem kein Kohlendioxid abfangen.

Auch interessant: Der Anteil der Dieselfahrzeuge im Straßenverkehr erhöht sich ständig. Der Anteil an verbrauchtem Benzin ist von 1995 bis 2005 um 36% zurückgegangen. Hingegen der Verbrauch an Dieselkraftstoff um 169% gestiegen (Umweltbundesamt: Kraftstoffe).

Stickoxide

Laut Umweltbundesamt ist der Verkehr zu 60% an den Stickoxid-Emissionen in den Städten schuld. ganze 72,5% davon gehen auf die Kappe von Diesel-Pkw. Das wären dann insgesamt 43,5%. Für den Rest (27,5%) sind Busse (4%), LKW und Lieferverkehr (19%) und danach andere Pkw (4,5%) die Ursache. Dieser Rest macht damit einen Anteil von 16.5% an den gesamten Stickstoff-Emissionen aus.

Dabei muss man aber auch in Betracht ziehen, dass LKW und Lieferfahrzeuge ebenfalls zu einem großen Teil mit einem Dieselmotor ausgestattet sind, ebenso wie viele Busse. Das erhöht den Anteil aller Dieselfahrzeuge an den Stickstoff-Emissionen nochmals stark (damit würden bis zu 95,5% von den 60%, die der Straßenverkehr einnimmt und somit bis zu 57,3% der gesamten Stickoxid-Emissionen in Städten auf die Kappe von Dieselfahrzeugen gehen).

Das deckt sich auch mit der folgenden Grafik des Umweltbundesamtes zu Quellen der Luftverschmutzung. Für Stickoxide sind dort ganze 81,9% für Energie aufgelistet, was nicht nur den Verkehr, sondern auch die Energieindustrie (beispielsweise Kohle) einschließt, die auch nochmal einen großen Anteil beisteuert.

Quellen der Luftverschmutzung
Quelle: www.umweltbundesamt.de

Soviel also zu NOx-Emissionen. Aber auch die Kohlendioxid Emissionen sollte wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wie sieht es also mit diesen aus?

Kohlendioxid

Auch die Kohlendioxid Emissionen des Verkehrs sind nicht zu vernachlässigen. Der Straßenverkehr trägt ganze 20,5% zu den Gesamtemissionen bei.

Zahlen, die ich in ähnlicher Weise auf mehreren Websites gefunden habe waren: Ein Benziner produziert pro km ca. 180 g und ein Diesel 160 g CO2.

Diese Zahlen können hier und da mal etwas kleiner oder größer sein. Fakt ist aber, dass der Diesel zwar weniger Kraftstoff verbraucht, aber durch die Tatsache, dass vorrangig große und schwere Fahrzeuge einen Dieselmotor haben, wird das wieder ausgeglichen. Am Ende produzieren Diesel auf 100 km kaum 200 g weniger CO2 als Benziner.

Durch den VW-Skandal stehen die Stickoxide jetzt im Fokus. Aber Kohlendioxid-Emissionen im Straßenverkehr scheinen schon jahrelang vernachlässigt zu werden. Die stetig steigende Anzahl an Fahrzeugen hebt die technischen Fortschritte wieder auf. Das sorgt dafür, dass die Emissionen pro Fahrt zwar stark, im Mittel aber nur sehr leicht bis kaum gesunken sind.

Kohlendioxid-Emissionen sind im Vergleich zu anderen Pkw Emissionen am wenigsten stark zurückgegangen. Und dabei hat dieses Gas eine so starke Auswirkung auf unser Klima! Im Straßengüterverkehr sieht es sogar noch schlimmer aus. Von 1995 bis 2014 erhöhten sich die Kohlendioxid-Emissionen um 16% - und das trotz der technischen Errungenschaften, die die Motoren effizienter und sauberere machen (Nachzulesen im Detail: Umweltbundesamt: Emissionen des Verkehrs).

Was wird dagegen getan?

Die blaue Plakette und Fahrverbote sollen es richten. Danach wird die Luft in den Innenstädten viel besser und sauberer sein und wir tun auch noch was für das Klima. Super! Naja, ganz so einfach ist es leider nicht.

Da die viele Lkw Dieselfahrzeuge sind und diese auch weiterhin Güter liefern müssen, auch in den Städten, wird es für so einen Fall eine Sondergenehmigung geben. Doch eben gerade dieser Güterverkehr produziert teilweise mehr Emissionen als der Pkw-Verkehr (z.B. CO2). Und gerade solche Dieselfahrzeuge sind doch verantwortlich für die hohen Stickoxid-Werte in den Städten. Das gleiche gilt übrigens für Busse.

Ein weiterer Punkt ist, dass jetzt wieder Hals über Kopf gegen ein akutes Problem vorgegangen wird, nämlich die hohen Stickoxid-Emissionen von Dieselfahrzeugen. Dabei wird das Problem als ganzes völlig aus den Augen verloren. Der Straßenverkehr als solches ist ein Problem für die Umwelt, nicht bloß der Diesel. Jedem sollte klar sein, dass sobald er ins Auto steigt, er der Umwelt nicht gerade einen Gefallen tut.

Was wäre ein besserer Lösungsansatz?

Ich persönlich halte jedenfalls nichts davon einen Fahrzeugtyp zu verteufeln und den Rest als Retter der Umwelt darzustellen. Es ist ganz klar, dass wir unser Verständnis von Mobilität stark überdenken müssen.

Gerade in den Städten sind nicht nur die Abgase der vielen Auto ein massives Problem, sondern auch der Lärm und der Stress. Schon jetzt stehen wir viel zu viel im Stau und rackern uns dabei ab, einen der knappen Parkplätze zu bekommen.

Für mich ist klar: Eine nachhaltige Alternative stellt nur eine Kombination aus dem ÖPNV und Sharing-Angeboten dar. Wie werden in Zukunft flexibler unterwegs sein und auf unseren Wegen mehr verschiedene Fahrzeuge nutzen. Die Nutzung des ÖPNV für längere Strecken und das Umsteigen auf’s Fahrrad (das eigene oder geteilte) für kurze Strecken sind, denke ich, ideal.

Also, mal mehr Bus/Zug fahren, mal aufs Rad steigen oder vielleicht sogar mal laufen (für die ganz wild entschlossenen). Wie müssen aufhören uns zurückzulehnen und zu denken: “Die anderen werden’s schon richten.”, denn das stimmt einfach nicht. Wir müssen aktiv werden. Kleine Veränderungen im Alltag können eine große Wirkung haben und das nicht nur für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit.

Ich hoffe der Beitrag hat dir gefallen und war nicht zu stressig zu lesen mit den ganzen Zahlen. Aber hey, da müssen wir halt durch (ich musste das schließlich schreiben, stell dir das mal vor). Schreib mir gerne deine Meinung und Vorschläge wie man was verändern könnte. Ich bin gespannt!

- Sarah

Kommentare

Die Kommentare werden über den externen Dienst Disqus bereitgestellt. Dieser setzt eventuell Cookies. Hier gibt es Infos wie Disqus deine Daten verarbeitet.